Ernte im Frühling

Gerade eben schien noch die Frühlingssonne in den Garten. Ich erfreue mich wie jeden Tag an dem prallen Grün und staune, dass der Kirschbaum bereits seine Blütenpracht verliert, damit die Früchte wachsen und reifen können. Zehn Minuten später. Ich sitze am Schreibtisch und sehe auf den gleichen Baum, der mir eben noch ein Hoffnungszeichen war und Vorfreude auf eine gute Ernte machte. Es stürmt und hagelt. Wo eben noch die Sonne strahlte, ist der Himmel grau und verhangen.
Und es geschieht mitten in diesen Frühlingstagen, dass ich nicht nur in der Natur den Wechsel von Werden und Vergehen beobachte, sondern dass ich dieses Wandeln auf mein Lebensumfeld beziehe.
Seit vielen Jahre begleite ich und begleiten mich Menschen im ZeitOasenalltag. Ganz sicher übertreibe ich nicht, wenn ich von familiären Strukturen erzähle. Im Laufe der Jahre sind mir viele Menschen vertraut geworden. Sie gehörten wie selbstverständlich an Montagen, Mittwochen, Freitagen bei unseren Treffen in der ZeitOase, in der Kreuzkapelle oder bei Ausflügen mit dazu.
„Wahre Freundschaft soll nicht wanken, wenn sie gleich entfernet ist,
lebet fort auch in Gedanken und der Treue nicht vergisst.
Keine Ader soll mir schlagen, wo ich nicht an dich gedacht,
ich will Sorge für dich tragen bis zur späten Mitternacht.
Wenn der Mühlstein träget Reben und daraus fliesst kühler Wein,
wenn der Tod mir nimmt das Leben, hör ich auf, getreu zu sein.“

Dieses alte Volkslied singen wir oft. Es zählte zu Maria Heins Lieblingsliedern. Und sie selbst hat uns auf der Mundharmonika dabei begleitet.
Bei unseren Spielnachmittagen gab es kaum jemanden, der so von Herzen und engagiert „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt hat wie Burkhard Koch. Diese Spiel-Zeiten waren für ihn sozusagen heilig. Und auch die Abgabe des Lottoscheins 1x im Monat für ihn war ein Höhepunkt in seinem Alltag.
Maria Hein und Burkhard Koch verstarben in der Osterwoche 2024. Ihre festen oder besser gesagt liebgewordenen Plätze in unserer Gemeinschaft haben sie verlassen. Sie hinterlassen aber Spuren in uns. Ich darf sicher im Namen aller Zeit-und Dank-Stifter:innen zum Ausdruck bringen, dass wir traurig sind. Aber wir werden weiterleben mit einem Schatz von schönen Augenblicken und Erlebnissen, die wir in unseren Herzen gespeichert haben.
Wir hören immer noch Marias Melodien auf der Mundharmonika, wir hören Burkhards Bravo-Rufe beim Spielen oder sein kräftiges Happy Birthday, wenn wir jemandem gratulierten. Wir gehen in Gedanken öfter noch mit ihnen den gewohnten Weg über die Harsdorfer Straße bei Wind und Wetter. Wir bleiben zuversichtlich und dankbar, so wie es diese beiden besonderen Menschen uns vorgelebt haben. M.Diehl

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