Vor einem Jahr gestalteten wir in der ZeitOase eine Kerze, mit deren Entzünden wir immer wieder unseren Wunsch nach Frieden in unserem kleinsten Umkreis, aber auch draußen in der großen Welt zum Ausdruck bringen wollten.
Denke ich an die Gesprächsrunden in den ersten Wochen dieses Jahres hier in unserer ZeitOase, dann kann ich berichten, dass uns dieses Thema bei jedem Treffen sehr bewegt hat.
Wenn wir einander zuhören und uns gegenseitig achten, wenn wir immer wieder Brücken zum anderen bauen und sie auch begehen, dann entstehen Friedensoasen.
Am 8. Februar 2023 erlebte ich mit der Stiftungsgruppe ein übliches Kaffeetrinken, aus dem sich spontan eine sehr angeregte Gesprächsrunde entwickelte. Vielmehr wurde es sogar eine gemixte Unterrichtsstunde für alle Teilnehmenden aus Syrien, Afghanistan, Deutschland. Wir erweiterten unsere geografischen Kenntnisse, hatten Religionskunde dabei und die aktuelle Politik kam ebenfalls zur Sprache.
Auch der 11jährige Jadd begleitete seine Oma Mouluda an diesem Tag zum Stiftungsnachmittag. Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, machten wir uns gemeinsam auf den Weg, um ältere Menschen aus dem Pflegeheim abzuholen in die ZeitOase. Er spricht inzwischen so gut unsere Sprache, dass er an diesem Nachmittag auch als Brückenbauer in unserer gegenseitigen Verständigung agierte.
Die Kerze ist fast heruntergebrannt. Wir werden in den nächsten Tagen eine neue aufstellen. Und wir wollen, dass sie nicht nur die ZeitOase erhellt, sondern dass dieses Friedenslicht in unseren Herzen brennt. M.Diehl
Friedenslicht
Grenzenlos
Der Januar in der ZeitOase ist in den vergangenen Jahren geprägt von der Praktikumszeit für Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse aus den Gymnasien.
Davon berichtete ich schon einige Male. Auch heute ist es mir ein Bedürfnis, diesen besonderen Tagen einen Platz der Würdigung und der Erinnerung zu schaffen.
Vom 16. Januar bis zum 1. Februar 2023 absolvierten Elea Becker und Du Mingyu (beide besuchen das Domgymnasium) und Yizhou Wang und Kaiming Yang (beide sind am Norbertusgymnasium) ihr Sozialpraktikum in der ZeitOase Magdeburg.
Mir waren in diesen drei Wochen junge Menschen anvertraut, denen ich zeigen durfte, wie es bei den Stiftungstreffen zugeht. Sehr schnell bekamen sie eine Routine beispielsweise beim Decken der Kaffeetafel oder beim Transport von Frauen und Männern im Rollstuhl, die aus dem nahegelegenen Bischof-Weskamm-Haus in die ZeitOase geholt wurden.
Elea ist Magdeburgerin, die drei jungen Männer kommen aus China. In zwei Jahren wollen sie das Abitur machen.
Das chinesische Neujahr ist ca. drei Wochen später als bei uns. Für uns ist das eine willkommene Gelegenheit, einfach zweimal Neujahr zu feiern. Die ZeitOase lud mit einem Spruchband in chinesischer Sprache die Gäste am 23. Januar ein: Ein glückliches neues Jahr! In China ist das Jahr jeweils einem bestimmten Tier gewidmet. 2023 ist das Jahr des Hasen. Der Hase steht für Frieden und Wohlstand – daher soll ein hoffnungsvolles Jahr auf uns zukommen. Der Hase löst den Tiger ab, der für Veränderung, Macht und Unberechenbarkeit steht. So übernimmt ein ruhigeres Tier das „Ruder“, welch eine Aussicht!
Ob beim Feiern des Festes, ob bei gemeinsamen Kegeln, beim Kochen oder beim Spielen, dies hat mich in der ganzen Zeit stets fasziniert: die Zugewandtheit der Menschen, die so unterschiedlich alt sind und die aus den verschiedensten Heimatländern stammen. Ältere Menschen wurden zu Neugierigen, Wissensdurstiegen, ließen sich einladen zu einer Weltreise mit den jugendlichen Reiseführer:innen. Und die jungen Menschen entdeckten während ihrer Praktikumszeit neue Fähigkeiten. Sie übernahmen die Gastgeber:innen-Rolle. Sie wagten mehr als nur den Blick in die deutsche Küche und lernten, Gemüse zu putzen und Waffeln zu backen. Das aber scheint mir das Wichtigste: Sie überwanden Grenzen, die des Alters und die der fremden Kultur. Berührungsängste habe ich nicht wahrgenommen, aber wohltuende Berührungen mit Worten und Gesten in großem Maße. M. Diehl
ZeitOase auf Grünkohltour
Mal raus aus dem Alltagstrott und etwas anderes sehen - das ist für einige unserer Senioren alleine kaum möglich. Oder es macht allein einfach keinen Spaß.
Also beschlossen wir: Wir unternehmen gemeinsam etwas!
"Bitte anschnallen" hieß es dann für die ZeitOase-Familie. Los ging es per Bus auf Grünkohltour.
Wir wählten die Route durch das Hafen- und Gewerbegebiet. Der freundliche Busfahrer konnte uns genau erzählen, was es da alles zu sehen gab und erklären, was wo hergestellt wird. Danach fuhren wir weiter "über Land" zur Wingst, wo im Gasthof schon der Grünkohlschmaus auf uns wartete. Zum Abschluss durfte auch der Verdauungsschnaps nicht fehlen.
Danach wurde sich munter unterhalten und auch die mitgebrachten Spiele kamen auf den Tisch. Bis es dann hieß "Der Kaffee ist fertig"
Dicke Torte hätte nach dem deftigen Mittagessen keiner mehr geschafft, aber ein Stückchen Butterkuchen musste es doch noch sein.
Gegen 17.00 Uhr ging mit Rückkunft in Cuxhaven ein schöner Tag zu Ende.
Zeit für Wünsche
Advent bezeichnet die Zeit im Jahr, in der Christ:innen die Ankunft von Jesus, also seine Geburt, erwarten.
Die Christenheit auf der ganzen feiert dann diesen Geburtstag als Weihnachten. In unserer abendländischen Kultur ist es ein weit verbreiteter und guter Brauch, diese Tage zu nutzen, um anderen Menschen Danke zu sagen und sie mit einem Geschenk zu überraschen.
Zeit für Wünsche – so lautete der Stiftungsadventskalender 2022. Die Adventswochen sind genau solch eine Zeit: Wir denken darüber nach, wie wir die Menschen erfreuen können, mit denen wir leben und arbeiten. Angeregt durch Gedanken, Geschichten und praktische Ideen und Anleitungen für eine Wunscherfüllung schauten wir uns in unserer unmittelbaren Umgebung um und waren aufmerksame Zuhörer:innen, wenn wir einige Mitmenschen nach konkreten Wünschen fragten. Da wurde z.B. ein Monatslos für die Lotterie aufgezählt, ein Körbchen mit frischem Obst oder auch eine Gänsekeule und ein bunter Teller mit süßen Sachen für den Weihnachtstisch.
Jemand schrieb mir als Wunsch, dass er ein Lebenszeichen von mir hören möchte. Ich schrieb ihm gern einen Brief.
Einige besondere Zeit-Stiftungen wurden uns von Männern und Frauen im Advent geschenkt.
Nicht immer ist bei Besuchen und beim Überbringen der Gaben ein entsprechendes Foto gemacht worden. Da bin ich mir aber ganz sicher, dass viele Menschen einander gesagt haben: „Wie schön, dass es dich gibt“ und: „Danke, dass du da bist.“
Für mich war es nicht verwunderlich, dass ich beim Blick in manches Gesicht in diesen Dezembertagen auch die eine oder andere Freudenträne gesehen habe.
Schenkende sind auch Beschenkte. Einmal mehr haben wir am Ende des Jahres 2022 diese Erfahrung verinnerlichen dürfen.
Mit dem Besuch der Sternsinger begannen wir wieder das neue Jahr. Die Mädchen und Jungen aus der Kathedralpfarrei St. Sebastian machten uns am 4. Januar mit den Liedern und Segenswünschen ein großes Geschenk. Von Herzen danke ich im Namen der gesamten Stiftungsgruppe. M. Diehl
Ein Licht für Frieden auf der ganzen Welt
In diesem Jahr konnten wir endlich wieder wie gewohnt die Adventszeit gemeinsam begehen. Ob Dank- oder Zeit-Stifter:innen, alle genossen das Beisammensein in unserer weihnachtlich geschmückten ZeitOase.
Bei Kerzenschein erklangen die altbekannten Weihnachtslieder, lauschte man Geschichten und Gedichten. Punschduft und weihnachtliche Gewürze lagen in der Luft – so kamen alle in adventliche Vorfreudige Stimmung.
Auf die WunschAktion aus unserem Adventsbegleiter gab es bei uns nicht so viel Resonanz wie gedacht. Ein großer Wunsch war ja schon erfüllt – wir durften beisammen sein! Aber ein paar kleine Wünsche kamen dann doch, so wie der Wunsch nach selbstgebackenen Plätzchen, den wir erfüllen konnten. Oder die Wünsche, jemandem einen kleinen Wunsch zu erfüllen – wie eine Einladung zu Kaffee und Kuchen oder das Angebot jemanden mit einem Besuch Zeit zu schenken. So lud Zeit-Stifterin Marion die Dank-Stifterin Angelika ein. Unsere Jeanine besuchte Anne und es wurde gemeinsam gekocht. Beides wird sicher wiederholt.
Ein Wunsch hat mich sehr bewegt, er lautete:
„Ich wünsche mir zu Weihnachten eine Kerze und zünde sie an für Frieden auf der ganzen Welt.“
Am 4. Adventssonntag kamen wir in der ZeitOase zum Adventskaffee zusammen und ich konnte diese Kerze in einem Windlicht überreichen. Die Beschenkte stellte sie auf den zentralsten Tisch und zündete sie an – so leuchtete bei unserem Beisammensein ein Licht für Frieden auf der ganzen Welt. Immer wieder gingen die Blicke zu diesem Licht und dieser Wunsch nach Frieden war in jedem Herz.
Am Heiligabend über die Mittagsstunden feierten wir Weihnachten in der ZeitOase. Wir waren diesmal ein relativ kleiner Kreis, aber jeder Einzelne, den wir damit ein wenig glücklich machen konnten, zählt. Es herrschte eine feierliche, heimelige Stimmung. Das liebevoll zubereitete Festmahl mundete allen wunderbar. Es war wie Weihnachten in einer großen Familie. Herz, was willst du mehr?
Ich bin dankbar ein Teil unserer ZeitOasen Familie zu sein und freue mich nun auf ein gemeinsames neues Jahr.
Für`s neue Jahr
Erkennen lernen, was wirklich wichtig ist
Keinen Streit und keinen Zwist
Keinen Hass und keinen Neid
Keine Krankheit und kein Leid
Jeden Tag einmal kräftig lachen
Über deine Lieben wachen
Freund sein auch an schlechten Tagen
Antworten auf viele Fragen
Fremde akzeptieren und achten
Ballast aus dem Herz verfrachten
Keine utopischen Ziele setzen
Nicht nur hasten, eilen, hetzen
Freude auch an kleinen Dingen
Das mög‘ das neue Jahr uns bringen
Cornelia Walther
Novembergedanken
Beim Betrachten der Blumenwiese vor der ZeitOase in den ersten Novembertagen fiel mir ein, dass wir im Frühjahr gemeinsam Samen verstreut haben. Wir taten es nicht allein um der Blütenpracht wegen. Wir streuten symbolhaft eine Saat aus in unseren ganz persönlichen Anliegen und mit dem Wunsch, unsere unmittelbare Umwelt schöner und bunter zu machen.
In der Woche vor dem ersten Advent, am 23. November nahmen wir nach üblichem Brauch grüne Zweige in die Hände, um sie in ein Adventsgesteck zu binden – wieder bestückt mit Hoffnungsgedanken und außerdem mit Friedenssternen, die hell leuchten sollen. M.Diehl