Es ist Mittwochvormittag (1.4.)
Eigentlich würde die Koordinatorin die Kaffeetafel in der ZeitOase vorbereiten. Heute brauchen keine Tische eingedeckt und dekoriert zu werden. Auch die Kuchenteller bleiben leer.
Stattdessen bringt Zeit-Stifterin Mechthild Scholz 30 Ostergestecke, die sie liebevoll bestückt hat mit einer selbstgebastelten Osterglocke und mit frischem Grün aus dem Garten. Immer hat sie eine passende Idee für ein Oster- oder Advents- Gesteck. Unter ihrer Anleitung können die Teilnehmenden an unseren Stiftungstreffen sich sonst selbst eine kleine Dekoration für ihren Wohnraum gestalten. In diesem Frühling darf es nicht sein. Aber die Grüße sollen die älteren Menschen dennoch erhalten. Mit jedem Töpfchen sagen wir: Wir denken an Sie!
Die räumlich verordnete Distanz macht viele Menschen in diesen Tagen erfinderisch in Bezug auf Hilfsangebote und das Kontakt-Halten mit denen, die allein sind und nicht besucht werden dürfen.
Das Telefon klingelte in den vergangenen drei Wochen wesentlich öfter bei uns allen. „Wie geht es Ihnen?“ – die meist gestellte Frage. Es tut einem jedem gut, wenn an ihn gedacht wird, wenn wir trotz Ausgehverbot voneinander etwas erfahren. Sich gegenseitig ermuntern, sich an schöne Begebenheiten der vergangenen Zeit erinnern oder die Vorfreude teilen, dass wir uns nach diesen entbehrungsreichen Wochen wiedersehen werden.
Jemanden über Whats App zu erreichen, das ist nichts Außergewöhnliches. Wenn mich die 91jährige Frau Ehlenberger in ihrer eben eingerichteten Whats App Gruppe begrüßt, dann ist es für mich ein großes Zeichen von Lebenfsfreude, Optimismus und Verbundenheit.
Whats App ist auch ein rege genutztes Medium mit den geflüchteten Menschen aus Syrien, Afghanistan und aus dem Iran, die seit vielen Monaten in die ZeitOase kommen, um ehrenamtlich tätig zu sein und um freundschaftliche Kontakte zu knüpfen mit Menschen in ihrer neuen Heimat. Wir sind traurig, dass wir uns nun so lange nicht sehen können. Aber die Zeichen unseres Miteinanders sind Beweise für entstandene und gewachsene Beziehungen.
Mittwochnachmittag (1.4.) um 15 Uhr: Jetzt würden sich die Dank – und Zeit-Stifter:innen in der Zeitoase treffen. Seit mehr als zwei Wochen bleibt es still in unserem Raum, niemand kommt über die Harsdorfer Straße mit dem Rollator gelaufen oder wird im Rollstuhl geschoben.
Um den Entzugserscheinungen etwas entgegenzuhalten, verabredeten wir uns deshalb zu dieser Zeit zum kurzen Plaudern und zum Winken über den Balkon mit einigen Dank-Stifterinnen aus dem Bischof-Weskamm-Haus.
„Fenstern“ – das geht nicht nur für Jungverliebte, was unsere Fotos beweisen.
Unsere Kreativität wird auch in den kommenden Wochen noch gefragt sein. Ganz sicher wird dieses Virus nicht unsere Verbindungen zerstören. Ich glaube, im Namen vieler zu sprechen, wenn ich sage, dass es eine ganz besondere Herausforderung und ebenso eine große Chance ist, mit den Menschen umzugehen und für einander da zu sein.
Viel gutes neues Miteinander!
Bleiben Sie gesund!
Ihre Margitta Diehl