Diese Liedzeile fällt mir ein, wenn in der ZeitOase in der Woche vor dem ersten Advent ein Hauch von weihnachtlichem Glanz und Duft durch den Raum schwebt. Verschiede grüne Zweige aus den Gärten von Zeit-Stifterinnen liegen dann bereit, um in kleine Töpfe gesteckt und dann mit etwas Beiwerk verziert zu werden.
Seit vielen Jahren begleitet uns Mechthild Scholz quasi als Floristik-Künstlerin mit ihren Ideen und mit ihrem handwerklichen Geschick beim Gestalten von den hübschen Gebinden für die Oster– oder für die Adventszeit.
Meistens hat sie eine kleine Kostbarkeit für jedes Gesteck mit großem Zeitaufwand und mit viel Liebe schon zu Hause hergestellt. Wir Zeit-und Dank-Stifter:innen brauchen dann am Schluss unserer Arbeit nur noch in ein Schälchen zu greifen, um Schokoladenteile, eine besondere Blüte, ein Ei oder – wie jetzt vor Weihnachten - einen Engel auszusuchen zur Vervollkommnung unserer Kunstwerke.
Am Mittwoch, den 24. November konnte Mechthild leider nicht an unserem Stiftungsbastelnachmittag teilnehmen. Ein Musterstück stellte sie uns aber gern als konkrete Anregung zur Verfügung.
Ihre Engel aus der heimischen Wohnzimmerwerkstatt sind wie alljährlich ein Blickfang und noch viel mehr: Sie künden von einer großen Hoffnung. Sie sind Symbol dafür, dass wir nicht allein sind auf dem Weg durch diese Zeit.
Es ist für uns die Zeit gekommen, für alle Engelsdienste in diesem Jahr 2021 zu danken. Besinnen wir uns darauf, was uns Gutes geschehen ist, was uns froh gemacht und was uns miteinander verbindet trotz oder gerade wegen der schwierigen Zeit mit ihren Einschränkungen und Unsicherheiten.
Frohe und besinnliche Tage der Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich uns allen und eine ungebrochene Lebensfreude. M. Diehl
Hier können Sie einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer ZeitOase® Magdeburg gewinnen.
Es ist für uns eine Zeit angekommen
Magdeburger Wiesn
O`zapft is …
auf unserer Wiesn in der Harsdorfer Straße.
Die Bilder vom jährlichen Oktoberfest in München kennen wir aus den Medienberichten. Vielleicht durften einige von uns es schon einmal persönlich miterleben.
In dieser Zeit der noch nicht überstandenen Pandemie muss das Riesenfest dort in diesem Jahr ausfallen. Der Weg wäre für uns ohnehin viel zu weit. Zeit-Stifter Reinhard Adamski, der viele Jahre seines Lebens in Bayern lebte, hatte eine bessere Idee: „Ich hole euch das Fest in die ZeitOase.“
Herbstwiese und Sonnenschein gibt es doch vor unserer Haustür. Weißwurst nach bayrischer Art bestellte er in einer Magdeburger Fleischerei. Aus einer Bäckerei in der Nähe wurden extra große Brezeln zum Fest geliefert.
Nur das Bier brachte er eigens aus dem Süden mit ins Sachsen-Anhaltinische Land.
Und so ging es: Pünktlich am Mittwochnachmittag, dem 22. September 2021 um 15 Uhr strahlte uns ein weißblauer Himmel in den Stiftungsgarten, der die entsprechende Kulisse für ein kleines, aber dennoch zünftiges Oktoberfest bot.
Man lese und staune: 5 Liter Bier flossen aus dem kleinen Zapfhahn. Die Maß war allerdings für die Senior:innen kleiner bemessen als es sonst üblich ist. Freude hatten jedenfalls alle Gäste an diesem Nachmittag. Für unsere muslimischen ehrenamtlichen Helfer:innen gab es natürlich eine alkohol – und schweinefleischfreie Alternative. Dem fröhlichen Miteinander hat das keineswegs geschadet.
Danke für die Initiative und Kreativität lieber Reinhard Adamski!
M.Diehl
Erntezeit und neue Aussaat
28. Juli 2021
Kawther Sulaiman verließ mit ihren fünf Kindern ihr vom Krieg zerstörtes Heimatland Syrien. Wir lernten sie durch Vermittlung des Interkulturellen Zentrums im Sommer 2019 kennen. Seit dem kam sie oft zu uns in die Magdeburger ZeitOase. Ihr Wunsch war es, Menschen in ihrem neuen Lebensumfeld kennenzulernen und dadurch nicht nur ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch mit dem Alltag der Menschen hier in unserem Land vertraut zu werden. Darüber hinaus war es ihr ein Herzensanliegen, ehrenamtlich tätig zu sein.
Sehr schnell wurde sie eine aktive Helferin, die sich mit Zeit und Empathie anderen Menschen zuwendet.
Kawthers Engagement ist beispielgebend dafür, wie wertvoll ein Miteinander für jeden Menschen ist, egal welcher Herkunft, welcher Religion oder welchen Alters er ist.
Der enge Kontakt zu alten und kranken Menschen ließ den Entschluss in ihr reifen, sich für eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin zu bewerben. Im Bischof-Weskamm-Haus konnte sie die dafür notwendige praktische Arbeit absolvieren. Viel Zeit verschenkte sie neben der Ausbildung und trotz ihres Familienalltages mit schulpflichtigen Kindern weiterhin den Menschen, die ihr durch die Stiftungstreffen zu Vertrauten geworden sind.
Am 28. Juli haben wir uns von Kawther verabschiedet. Sie wohnt künftig in Gelsenkirchen.
Sie sagte uns zum Abschied: „In den vergangenen Jahren zu Ihnen zu kommen, bedeutete mir wirklich viel. Es machte mir sehr viel Spaß, in Ihrer Stiftung Zeit mit älteren Menschen zu verbringen, sie zu begleiten. Das war eine tolle Zeit, an die ich mich immer erinnern werde. Ihre Stiftung verdient wirklich die Unterstützung und Wertschätzung, da sie nicht nur älteren Menschen durch die verschiedenen Freizeitaktivitäten, Geselligkeit und Beratung ein angenehmeres Leben ermöglichen, sondern auch den Ausländern helfen, sich besser in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Vielen Dank für alles!“
Liebe Freundin Kawther, mit unserem Dank und mit allen guten Wünschen begleiten wir Dich! Mag das neue Zuhause ein Ort für deine Familie werden, an dem ihr Glück und Frieden findet. Auf Wiedersehen! M.Diehl
Erntezeit und neue Aussaat
28. Juli 2021
Über Jonas Schmidt und Leon Weishaupt habe ich schon mehrere Male geschrieben. Im Herbst 2017 kamen sie als Schüler der 7. Klasse der Thomas-Mann-Gemeinschaftsschule zum ersten Mal zu einem Treffen in die ZeitOase. Vorgesehen waren in dem besagten Schuljahr 20 ehrenamtliche Stunden, die die beiden jeweils absolvieren mussten. Jungs in dem Alter suchten sich unsere Stiftung aus, um für alte und einsame Menschen Gutes zu tun? - Das fanden wir von Anfang an sehr bemerkenswert. Aus zwanzig geforderten Stunden wurden dann hunderte. Vier Jahre lang kamen sie durch die halbe Stadt Magdeburg mit der Straßenbahn gefahren, um beispielsweise die Kaffeetafel für den Stiftungsnachmittag zu decken und liebevoll zu dekorieren, um mit den alten Menschen gemeinsam zu kochen, um zu erzählen und auch um ihren Geschichten zu lauschen. Für die Vorbereitung des Festes zum 15jährigen Bestehen der Stiftung im August 2018 erhielten sie eine Unterrichtsbefreiung des Direktors ihrer Schule. Die Bilder von den eifrigen Jungs, die Tische und Stühle aufstellen, Geschirr räumen und weit über einhundert Luftballons aufblasen, werden immer in unserer Erinnerung bleiben.
Nun haben die beiden das zehnte Schuljahr mit erfolgreichen Abschlussprüfungen beendet.
Jonas wird einen Beruf lernen, Leon wird Abitur machen. Beide bleiben in Magdeburg. Da liegt es auf der Hand, dass unser Wunsch nach einer bleibenden Verbindung der beiden zur Stiftungsgruppe nicht nur ein Traum sein muss.
Wir haben sie mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge am 14. Juli 2021 verabschiedet, mit unserem aufrichtigen Dank für die Zeit, für ihre Kreativität und für die Fröhlichkeit, die sie uns geschenkt haben.
Jonas: „Die ZeitOase als ein Ort der Wertschätzung, der Freude, der Vielfalt sowie das gemeinsame Miteinander prägen mich an jedem Montag und Mittwoch, wenn es wieder heisst, die Straße lang herunter zur Orangerie zu gehen. Umso mehr macht es mich stolz, nun schon vier Jahre dort zu sein, denn jeder Nachmittag ist für mich Glück und Erfolg zugleich“.
Leon: „Früher zog ich es vor, zu Hause zu bleiben. Doch als ich in die ZeitOase kam, habe ich mich in der Gemeinschaft so geborgen gefühlt, dass ich nicht anders konnte als weiter hinzugehen. Ich konnte so viele wertvolle Erfahrungen mitnehmen, die für mich unbezahlbar sind.“
M.Diehl
Erntezeit und neue Aussaat
26. Juli 2021
„Es ist viel Glück in mir, Glück, das mir meine Grenzen verschleiert und Glück, das sie mir ins Unbestimmte hinausrücken zu dürfen scheint.“
Mit strahlendem Gesicht spricht Ziba Rezaiy diese Worte des Schriftstellers Christian Morgenstern.
Vor Jahren musste sie mit ihrer Familie viele Grenzen überschreiten, um in Frieden und in Freiheit leben zu können. In ihrem Heimatland Afghanistan war dieses für sie nicht mehr möglich.
In Magdeburg suchte sie sehr bald Kontakte zu Menschen, mit denen sie sich austauschen konnte. Sie wollte im wahrsten Sinne des Wortes hier Fuß fassen. In der ZeitOase fand sie nicht nur hilfsbereite Freund:innen beim Erlernen der deutschen Sprache und Unterstützung im notwendigen „Behördenalltag“, sondern sie konnte auch uns in den Jahren Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Sie berichtete uns von ihrem Alltag in der verlassenen Heimat. Sie verwöhnte uns oft mit gebackenen oder gekochten Speisen, so dass auch wir unseren eigenen Horizont erweiterten, sozusagen auch Grenzen überschritten. Unser Zusammensein würde ich als einen Austausch beschreiben, als ein Nehmen und Geben.
Die Arbeit bei und mit älteren Menschen in der ZeitOase sowie im Pflegeheim ließ den Wunsch in Ziba wachsen, eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin anzustreben.
Nun hat sie bereits ihre Koffer gepackt. Sie überschreitet wieder einmal eine Grenze, da sie von Sachsen-Anhalt nach Bayern umziehen wird.
„Ich habe viel Talent zum Leben“ so liest man bei Christian Morgenstern weiter. Ziba strahlt immer noch: „Ja, dieses Talent habe ich auch. Ich bin hergekommen, weil ich in Deutschland ein neues Leben beginnen wollte. Ich möchte die Kultur und die Sprache gerne näher kennenlernen und freue mich, gute Freunde gefunden zu haben…. Die beste Chance für mich war, euch zu treffen. Ich werde euch immer in Erinnerung behalten.“
Viel Glück, liebe Ziba, für deine Ausbildung und für das neue Leben in einem anderen Teil unseres Landes. Und wir freuen uns darauf, von dir auch künftig etwas zu erfahren. Gedanken und Erinnerungen kennen keine Grenzen.
M. Diehl
Erntezeit und neue Aussaat
21. Juli 2021
Vor einiger Zeit erfuhr ich von dem schönen Brauch in einer Grundschule in Mecklenburg-Vorpommern, die ABC -Schützen in das Schulleben „einzuschwingen“. Jedes Kind wird in ein Schwungtusch gelegt und von Lehrer:innen und Eltern mit guten Wünschen für den nötigen Elan zum Lernen in den neuen Lebensabschnitt praktisch sanft hineingeworfen.
Während unseres Stiftungsnachmittages am 21. Juli bedankten wir uns bei Zeit-Stifterin Lisa Hinz für ihr Mittun bei vielen Zusammenkünften hier in der ZeitOase. Sie ging noch in die Grundschule, als ihre Mama Katrin sie bereits zu den Stiftungstreffen mitbrachte. Sie wuchs quasi vor unseren Augen zu einer fleißigen Helferin heran.
Sie selbst sagte rückblickend: „Die Stiftung ist für mich ein Ort des Beisammenseins, der Freude und des Nachhausekommens. Ich bin in ihr und mit ihr gewachsen. Deshalb komme ich immer gern wieder – an einen Ort, wo wirklich etwas getan wird – Zeit gestiftet“. Lisa hat ihre Schulzeit mit dem Erhalt des Abiturzeugnisses beendet. Dazu haben wir sie beglückwünscht. Einige Dank – und Zeit-Stifter:innen durften sie – inspiriert vom norddeutschen Brauch - „ausschwingen“. Mit bunten Grüßen und den allerbesten Wünschen durften wir sie symbolisch sanft in den wiederum neuen Lebensabschnitt hineinwerfen. M. Diehl