In der zweiten Januarhälfte gestaltete eine Hand voll junger Menschen mit den Zeit-Stifter:innen die Treffen in der ZeitOase. Wie in vorausgegangenen Jahren absolvierten Gymnasiasten der 10. Klasse aus dem Domgynasium, aus dem Norbertusgymnasium und aus dem Stiftumgsgynasium bei uns ihr Sozialpraktikum.
Die aus China stammenden jungen Männer Tianwei Wang, Zhaogi Cheng und Wang He sowie Elisabeth Brause und Richard Ertmer aus Magdeburg waren 13 Tage mit uns gemeinsam im Stiftungssinn unterwegs.
In den Alltag der jeweils anderen Generation hineinzusehen, miteinander zu erzählen und etwas gemeinsam zu tun, das ist definitiv eine große Bereicherung für die jungen und ebenso für die älteren Menschen.
Das Bild vom gemeinsamen Weg, den Jungen und Mädchen mit Menschen gehen, die sie im Rollstuhl in die ZeitOase bringen, ist vielleicht im Stadtbild nicht alltäglich. Und doch: Es ist so frohmachend!
Wie die Praktikant:innen selbst ihre Zeit bei uns empfunden haben, beschreiben sie in Berichten, die von den Schulen erbeten werden.
Einige Gedanken von Elisabeth Brause (Norbertusgymnasium) darf ich an dieser Stelle veröffentlichen.
„Natürlich hat mich das Praktikum zum Nachdenken gebracht, wie es sein wird, wenn meine Eltern so auf mich angewiesen sind und wie es dann noch später sein wird, wenn ich selber auf diese Hilfe angewiesen bin. Direkt klar war mir, dass man den Menschen, die einem helfen und für einen Verantwortung übernehmen, vertrauen muss. Das fand ich besonders beeindruckend, wie vertraut und vertrauend alle miteinander umgegangen sind, dass die Senioren sich darauf eingelassen haben, dass jemand fremdes sie schiebt, die damit Verantwortung abgeben, dass sie bspw. nicht die Rampe so schnell runtergefahren werden und man Angst haben könnte aus dem Rollstuhl zu fallen. Für die Senioren schien das gar nicht so beängstigend und bedeutend, wie ich das gerade dargestellt habe. Ganz im Gegenteil, sie unterhielten sich mit mir und freuten sich über den Sonnenschein. Wahrscheinlich, weil sie sich schon an jene Umstände gewöhnt hatten. Für mich aber, als Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsen, die mehr und mehr eigenständig werden und mit mehr Verantwortung klarzukommen soll, war das schon bemerkenswert. Ich stelle mir das schwierig vor, zu akzeptieren nicht mehr die Dinge zu tun, die man sonst immer getan hat. Da realisiert man den Generationsvertrag, der in unserer Gesellschaft herrscht, noch einmal deutlich.
Umso überraschter und erfreuter war ich, zu erleben, mit welch einer Lebensfreude und Motivation die Senioren gefüllt waren, …
… war es eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit. Jeden Tag mit frohem Gewissen nach Hause gehen konnte, weil ich wusste, dass ich jemandem etwas Gutes getan habe und ihn glücklich gemacht. Eigentlich denke ich nicht, dass viel gemacht habe, außer mich mit denjenigen zu unterhalten, etwas zu basteln, etwas zu essen und sie zu schieben, aber mehr brauchte es eben auch nicht. Man muss sich nur diese Zeit nehmen, welches eigentlich das größte und einzige Problem darstellt. Aber wenn man sich die Zeit einmal genommen hat, kann man nicht nur anderen, sondern auch sich einen Gefallen tun. Das jedenfalls hat mir das Praktikum wieder einmal verdeutlicht und vielleicht schaffe ich es das in naher Zukunft umzusetzen zu können.“
Mit aufrichtigem Dank für unser gemeinsames Lernen und Tun, Margitta Diehl