Zeit- und Dankstifter waren im August viel unterwegs – gemeinsam zum traditionellen Sommerfest der Gemeinde, die Zeitstifter zum Stiftungsfest in Magdeburg – aber zu unserem Nachmittag im Mu-seum drehte sich alles ums Wasser. Wir sangen „An der Saale hellem Strande“ und am „Brunnen vor dem Tore“, denn da treffen wir uns immer – und sprachen, wo und wie uns täglich Wasser begegnet und wie es uns in diesen Tagen fehlt. Die Diskussion kam auch auf das Thema, warum es vielen von uns so schwer fällt, ausreichend zu trinken und das einige von uns immer zu viel Wasser mit sich herumtragen müssen….
Von „Rheingelegt“ bis Eiswürfel-Massage
15 Jahre - eine lange Zeit!
So viele Menschen sind und waren bereit
zu teilen Zeit und zu empfangen Glück.
Werfen wir doch einen Blick zurück
auf die Jubiläumsfeier am 17. August;
auf einen Tag voller Freude und Lebenslust.
Nicht nur die Sonne strahlte - wie sollt es anders sein -
wer kann bei so einem Anlass denn traurig sein?
Schon am Vormittag, mit feierlich-besinnlichen Stunden
haben viele Menschen zusammengefunden.
Es war eine Freude, in strahlende Gesichter zu sehn;
Menschen, die fest zueinander stehn,
die nicht nur an ihr eignes Wohlergehen denken
sondern einander Mut, Zeit, Dank und Freundschaft schenken.
Am Nachmittag wurd‘ es sehr munter –
die Menschenschar dann noch viel bunter:
Jung und Alt , von nah und aus der Ferne
folgten der Einladung liebend gerne.
Man fand sich zusammen in fröhlicher Runde
bei schöner Musik zur Kaffeestunde.
Emsige Hände hatten gebacken viele Kuchen.
Man konnte leider nicht jeden versuchen.
Zeit-Stifter servierten mit einem Lächeln im Gesicht.
Missmutige Menschen fand man hier nicht.
Ein Zauberer sorgte für ungläubiges Staunen,
sorgte für Frohsinn, Lachen und Raunen.
Es folgten die Reden – damit man versteht,
worum es auf dieser Feier hier geht.
Das Stiftungslied erklang zum ersten Mal in so großer Runde
„Ich schenk dir Zeit“ in aller Munde.
Es wurde getanzt im Steh‘n und im Sitzen –
manch eine/r kam dabei ins Schwitzen.
Ein Korb voller Gaben kam aus dem Norden
und ist mit Humor übergeben worden.
Man konnte Perlen der Dankbarkeit in Ringe fassen,
Himmelspost an liebe Menschen loslassen,
aus vielen kleinen Bildern soll ein Großes entsteh’n,
zum Fotographen für Engelsgesichter geh‘n,
selbst Pfarrer Kneipp schickte einen Gruß
und wer wollte, bekam einen kalten Guss.
Als dann viele Wunschballons in den Himmel flogen,
hat manch einer vor Rührung sein Taschentuch gezogen.
Die Erwachsenen hatten alle Freud‘ – und nicht minder
amüsierten sich auch die vielen Kinder.
Da prostete einer dem anderen zu.
Fremde wurden zu „Du“ und „Du“.
Das leibliche Wohl kam gewiss nicht zu kurz;
so viele Salate und mehr als eine Wurst!
Da war ein Umarmen und Herzlichkeit.
Viel zu schnell verging die Zeit,
bis dann die ersten sagten „Auf Wiedersehn“:
Salzatal und Torgau mussten nach Hause gehen.
Es blieben noch Gäste – auch aus Cuxhaven -
die wollten die Nacht in Magdeburg schlafen.
Es folgte am Abend noch die Serenade –
dass nicht alle dabei sein konnten – wirklich schade.
Waren auch zu Anfang „nur“ 3 Musikanten da;
das Orchester vermehrte sich ganz wunderbar.
Und wieder war dort ein Staunen und Singen.
Die Herzen konnten vor Freude nur springen.
Ein „Geschenk des Himmels“ waren diese fröhlichen Stunden.
Wie schön dass wir alle zueinander gefunden!
Allen die dazu beigetragen,
möchte ich von Herzen Danke sagen!
Cornelia Walther, Koordinatorin ZeitOase Cuxhaven
"Moin"
August 2018. Ein herzliches „Moin“ aus der ZeitOase Cuxhaven.
War das ein Sommer ….
An einigen Begegnungstagen konnten leider nicht alle Dank-Stifter:innen teilnehmen. Schade, denn diese gemeinsamen Stunden sind so wichtig fürs Gemüt. Trotzdem war es für viele besser so, denn die Hitze war für unsere älteren Menschen nicht so leicht zu verkraften. So fiel auch ein geplanter Ausflug hitzebedingt aus.
Diejenigen, die trotzdem kamen, hatten einen schönen ZeitOasen-Sommer: mit viel Wasser und Luftzirkulation war es auszuhalten in unseren Räumen. Auch die Terrasse lud zum Sitzen unter Sonnenschirmen ein und wurde häufig genutzt. Und es wurden in den vergangenen Wochen viele Geburtstage gefeiert – mit Gedicht, Blümchen, Wünschelicht und einem Ständchen. Dieses Ritual wird von den Geburtstagskindern stets genossen – manchmal fließen aber auch Tränen der Rührung. Wir bekamen Besuch aus Magdeburg und Torgau und luden zum gemeinsamen Mittagessen ein. Für mehrere Zeit-Stifter:innen war es ein wunderschönes Erlebnis am Stiftungsjubiläum in Magdeburg teilzunehmen, sich mit anderen Zeit- und Dank-Stifter:innen auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Nun ist die Hitzewelle vorbei und man merkt gleich; die Plätze in der ZeitOase sind wieder alle besetzt. Man hatte sich viel zu erzählen und freut sich schon auf die nächste Tagesfahrt.
Im Oktober soll ein Ausflug durchs Wurster Land stattfinden, mit einem Fischessen hinterm Deich und dem Besuch eines Betreuten Wohnens in Bremerhaven.
Oktober? Gar nicht mehr so lange hin – die Zeit vergeht wie im Flug wenn man nicht allein zuhause sitzt.
Lese- und Erzählcafé in unserer ZeitOase
In den Sommermonaten finden in unserer ZeitOase traditionell Lese- und Erzählcafés statt. Egal ob Zeit- oder Dankstifter:innen – jede:r bringt Bilder, Geschichten, Gedichte, Erinnerungen oder aktuelle Zeitungsartikel mit. Alle hören gemeinsam zu, diskutieren und tauschen sich aus. Zu diesen Nachmit-tagen erfahren wir Zeitstifter:innen manch neue Episode aus den Biografien unserer Dankstif-ter:innen, die sich in das vielfältige Bild unserer Dorfgeschichte einfügen.
Was sie hier geschenkt bekommen: Respekt und Zuhören
Schüler erzählen von ihren Erfahrungen mit den „Alten“ in der Zeit-Oase
Am 21. Juni gab es das erste Mal eine Zeugnisübergabe für Schüler in der ZeitOase. Im Schuljahr 2017/18 besuchten Nico, Leon und Jonas die siebente Klasse und wurden wie ihre MitschülerInnen an der Gemeinschaftsschule „Thomas-Mann“ in Magdeburg durch das neu eingeführte Projekt „Soziales Engagement“ zu 20 Stunden Gemeinschaftsdienst verpflichtet. Am Anfang dachten sie, dass sie da nur ihre zwanzig Stunden irgendwie hinter sich bringen. Weil auf den Fotos, die die Koordinatorin Margitta Diehl mit in der Schule hatte, um die Stiftung vorzustellen, die Menschen irgendwie froh und lebendig aussahen – wie sie selbst beim Erzählen auch - entschieden sie sich, ihren Dienst in der ZeitOase abzuleisten. Unumwunden geben sie zu, dass sie ohne das Projekt nie auf die Idee gekommen wären, sich freiwillig für eine Arbeit mit älteren Menschen zu melden. „Doch dann hat es so viel Spaß gemacht, dass wir gar nicht mehr überlegt haben, wann die zwanzig Stunden vorbei sind, sondern einfach weitergemacht haben.“ Inzwischen ist es mehr als das Doppelte und Dreifache von dem, wozu sie verpflichtet gewesen wären.
Was ist passiert? Die drei erzählen als Erstes, was sie sich ganz anders vorgestellt haben. Es ist nicht so langweilig und ruhig wie sie dachten. Im Garten gibt es viele Spielsachen, die nach getaner Arbeit locken. In der Gruppe von Zeit- und Dank-Stifter:innen in der ZeitOase geht es bei weitem nicht so bedächtig zu wie sie glaubten, sondern „lebendig“. Da gibt es Menschen, die im Rollstuhl sitzen, eingeschränkt in ihrer Bewegung oder im Sprechen sind – anders als ihre noch fitten Großeltern. Dennoch spüren die drei Jungs, dass Frau Z. und Herr G. und all die anderen lebensfrohe Menschen sein können. Inzwischen sind sie ihnen gute Bekannte geworden, die sie sich freuen zweimal in der Woche wiederzusehen. Und sie sehen in ihnen Menschen mit ganz besonderen Fähigkeiten, die die 13-jährigen faszinieren. „Sie wissen so viel von früher und haben so viele Erfahrungen.“ „Und sie sind viel bessere Zuhörer.“ „Ja – bei denen, die so alt wie wir sind, kann niemand so gut zuhören.“ Das wussten sie vor einem Jahr noch nicht, sagen sie.
Was war denn das Schönste oder Lustigste, das ihr hier erlebt habt? Das gemeinsame Backen im Advent fanden alle drei besonders toll. Nicht nur, dass sie sich dafür schulfrei erkämpft hatten und ihre beiden Mitschüler und die Küche ausgelassen mit Mehl und Zuckerperlen bedachten... In Nicos Gesicht spiegelt sich immer noch der versonnene, andächtige Blick, den er bei den Dank-Stifter:innen beobachten konnte, wenn sie mit Hingabe Plätzchen ausstechen. Überhaupt waren der Advent und die Weihnachtszeit für sie voll Überraschungen. In der ZeitOase gab es Geschichten vom Nikolaus und die Sternsinger kamen und segneten das Haus – diesen Brauch kannten sie vorher nicht. Aber das „Allertollste“ ist das Kegeln, schwärmt Jonas „Das ist das Beste, was es gibt. Dann hat man sein schönes Leibchen an, alle sitzen an einem Tisch und ich kann die Kugeln reichen und mit auf die Bahn setzen. Das ist eine so schöne Atmosphäre und das macht wirklich Spaß.“
Was habt ihr hier gelernt: Kaffeekochen und Würstchen heiß machen? – Nein, das konnten sie vorher schon. Eigentlich sind sie sich darin einig, dass die meisten Tätigkeiten, die hier gebraucht werden, nicht erst lange gelernt werden müssen. Nur wurden und werden ihre Fähigkeiten sonst nicht nachgefragt und wirklich gebraucht. Leon erzählt auch von der Hilfsbedürftigkeit der Dank-Stifter:innen, die ihn anrührt. Da tut es gut zu spüren, dass man selbst etwas tun kann. „Wenn es jemand gut erklärt und einem zutraut...“ meint Leon. So konnten sie in diesem Jahr erfahren, was sie schon alles können. Rollstühle schieben beispielsweise. Und mit etwas Stolz berichten sie dann von den Dingen, die sie hier in der ZeitOase das erste Mal machen durften – u.a. Rasen mähen.
Dann wird es kurz still und Jonas meint „Man lernt hier respektvoller und toleranter zu sein.“ Zu den älteren hier? „Zu allen Menschen.“ Wie lernt man denn das: respektvoll zu sein? „Weil einen die Menschen hier auch so behandeln: mit Respekt. Das genießen wir auch ein bisschen, weil der Umgangston unter uns sonst lockerer, aber frecher ist“ (grinst und zwinkert Nico zu). Da wird schnell mal jemand angeschrien oder mit der Faust gesprochen. „Wenn es hier stressige Momente gibt, bleiben alle trotzdem ruhig und niemand brüllt sich an.“ Nico nickt zustimmend. „Unter Gleichaltrigen erleben wir das immer anders.“
Ist es das, was Spaß macht und weswegen ihr gern hierher kommt? „Ja, es ist einfach schön. Die Alten finden uns gut und wir finden sie auch liebenswert.“ „Für mich ist es das Miteinander. Ich komme sonst nicht so oft raus.“ Weil Du am Computer sitzt? „Ja. Aber jetzt habe ich ein Hobby: ich komme Montag und Mittwoch in die ZeitOase.“ Das hört sich an, als wolltest Du weitermachen? „Auf jeden Fall.“ „Ich auch“ „Klar“ stimmen die beiden anderen ein.
Was würdet Ihr denn sagen, was die ZeitOase ist? „Man hilft Rollstühle schieben.“ „Ein Treff, wo es montags und mittwochs um Zusammensein mit älteren Menschen und ums Spielen geht.“ „Ein Ort an dem man schöne, interessante Erfahrungen sammeln kann, Aufgaben bewältigen und offener werden von der Persönlichkeit.“ Danke Jonas, Leon und Nico – schöner lässt es sich kaum sagen.
Sommerfest in unserer ZeitOase
Mit Musik und Tanz, lieben Gästen aus unseren Familien, unserer Bürgermeisterin und vielen Helfern haben wir am 27. Juni unser Sommerfest gefeiert. Es wurde gesungen und getanzt, gelacht und gut gegessen. Für jeden gab es einen wunderschön dekorierten Eisbecher und die Zeitstifter hatten ein aufwendiges Buffet vorbereitet. Mit besonderer Freude und Dankbarkeit sahen alle Zeitstifter, Dank-stifter und Gäste auf die schönen gemeinsamen Erinnerungen, die mit der ZeitOase gemacht worden waren. Beim gemeinsamen „Fototermin“ schauten alle dankbar und mit Demut in die Vergangenheit und hoffnungsvoll in die Zukunft.